Kreuzweg

Seit fast 2.000 Jahren haben die Ereignisse des letzten Tages im Leben Jesu für die Menschen eine besondere Bedeutung. In ihnen kommt das Mysterium, das Geheimnis des Lebens und Sterbens Jesu zum Ausdruck. In Betrachtung dieses Mysteriums drückt sich der Glaube aus, dass der Gottessohn das Leben eines Menschen führte, sich erniedrigte bis zum Tod, bis zum Tod am kreuz, und Gott seinen Sohn Jesus im Tod erhöht hat.

In Jerusalem selbst wurden schon früh einige Stellen des Kreuzweges Jesu durch Steine oder Kapellen bezeichnet, die auch von den Pilgern besucht wurden. Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert gingen die Hl. Land-Pilger, von den seit 1342 in Jerusalem wirkenden Franziskanern geführt, den sogenannten „hl. Circulus“, den Maria nach einer Überlieferung täglich nach der Aufer-stehung des Herrn machte (Abendmahlsaal, Haus des Kajafas und Hannas, Golgotha, Hl. Grab, Prätorium, Garten Gethsemane, Ölberg, Kidrontal, Zionberg). Zwischen dem Prätorium und dem Hl. Grab waren 14 Gedächtnisstätten, die der Engländer William Wey 1458 zum ersten Mal „Stationen“ nennt, die aber nur zum Teil mit den heutigen Stationen in der Via Dolorosa übereinstimmen.

Die klassischen Kreuzwegandachten bestehen heute aus 14 Stationen (früher zwischen 2 und bis zu 43 Stationen), die zum Teil biblisch begründet sind und zum Teil auch durch frommen Glauben überliefert wurden. Sie enden mit der Grablegung Jesu. Immer öfter geht man aber heute auch dazu über noch eine 15 Station, nämlich die Auferstehung Jesu von den Toten dazu zu nehmen.

Die ersten Darstellungen des Kreuzweges Jesu entstanden im europäischen Raum in den Klöstern. Der erste Kreuzweg im deutschen Sprachraum ist der des Jerusalemberges in Lübeck aus dem Jahr 1468.

Ursprung und Wesen der Kreuzwegandacht ist das „Abschreiten eines Weges“, das Nachgehen des letzten Weges Jesu. Man bringt dadurch auch zum Ausdruck, das Kreuz auf sich nehmen zu wollen und Jesus nachzufolgen.

In der österlichen Bußzeit wird auch heute noch in vielen Pfarrkirchen zum gemeinsam Gebet des Kreuzweges eingeladen – besonders an den Freitage, vielfach auch am Sonntag oder Mittwoch. Auch eigene Kreuzwegandachten für Kinder sind durchaus noch üblich.

<em>Bilder: Kreuzwegkapellen in Heiligenkreuz, </em>

Ernst Birringer